Bände
2020 · Band 6
Das gesellschafts-, wissenschafts- und wirtschaftspolitische Groß-
projekt der Digitalisierung ist längst zum allgemeinen Platzhalter für eine Idee von Fortschritt geworden, die auf ein bloßes Bündel technischer Innovationen verkürzt worden zu sein scheint. Tatsächlich werden in Gestalt von Fragen technischer Formate und Formatierungen, der Implementierung autonomer Systeme, der Protokolle teletechnischer Vernetzungen u.a. grundlegende Fragen der menschlichen Kultur und Sozialität, des menschlichen Daseins wie des Seins im Ganzen nicht nur verhandelt, sondern stillschweigend entschieden. Unter dem Leitwort der Artifical Intelligence steht dabei gar die Frage einer technischen Mimesis mentaler, kognitiver oder neuronaler Prozesse im Raum, mithin einer auf algorithmische Prozessroutinen reduziblen Vernunft. Der Band sechs des Internationalen Jahrbuchs für Medienphilosophie widmet sich unter dem Titel digital / rational diesem Problemzusammenhang und befragt die Implikationen und Effekte einer digitalistisch halbierten Rationalität. Ihre Kritik verknüpft dabei die Kantische Frage nach deren
Legitimität und Reichweite mit der machtkritischen Frage nach den impliziten epistemischen Restriktionen technoökonomischer Systeme.
2019 · Band 5

Praxis und Medialität
- Herausgeber des Bandes:
Dieter Mersch, Katerina Krtilova
Der fünfte Band des Internationalen Jahrbuchs für Medienphilosophie adressiert den sogenannten practical turn der Kultur- und Medienwissenschaften, der die theoretischen Grundlagen der Disziplinen seit ca. 10 Jahren nachhaltig transformiert hat. Vollzogen wird eine Abwendung von der klassischen Ontologie des Mediums, der Frage danach, was ein Medium sei, von der Reduktion auf eine Empirie der Einzelmedien oder der technologischen Überdetermination des Medialen bei einer gleichzeitigen Hinwendung zu einer konsequenten De-Ontologisierung des Medialitätsbegriffs und seiner Auflösung in eine Serie konkreter Praktiken. Medialität bildet dann keine an Eigenschaften, Dingen, Akteuren oder ähnliches gebundene Funktionalität oder Relationalität, sondern verflüchtigt sich in einen praktischen Pluralismus, der allererst das konstituiert, was das „Zwischen“, das Mediale, Vermittelnde oder Dritte ausmacht. Die Beiträge kreisen um unterschiedliche Grundbestimmungen des Praktischen wie auch des Theorie-Praxis-Verhältnisses, der Beziehung zu Experiment und Operativität sowie den pragmatischen Paradoxien der Künstlichen Intelligenz. Ergänzend finden sich neben Einzelstandpunkten im Jahrbuch auch die Beantwortung der Preisfrage „Ist der Posthumanismus ein Humanismus“ und ein Dossier zur Figur des Golems.
2018 · Band 4

Ökonomie/Ökologie
- Herausgeber des Bandes:
Dieter Mersch, Michael Mayer
Der Begriff der ›Ökologie‹ hat im Zusammenhang mit Komposita wie Medienökologie, Ökotechnie und Technikökologie eine neue Konjunktur erfahren. Dabei fällt auf, dass im Kontext der Wiederaufnahme des Oikos, des ganzen Hauses und seiner Teile sowie der Oikonomia, der ›gesamten Schöpfung‹, medienökonomische Fragen allenfalls marginal behandelt werden. Unser Verdacht dabei ist ein doppelter: zum einen, dass die medienökologischen Theoriebildungen auf verkappten Netzwerktheorien beruhen, die zwar den Stand der gegenwärtigen Technologie widerspiegeln, dabei aber die Genese und Genealogie ihrer Begriffe ausblenden. Zum anderen, dass sie damit zugleich die Verfasstheit einer genuin kapitalistisch organisierten Ökonomie, die längst planetare Dimensionen angenommen hat, hartnäckig ignorieren. Der Band 4 des Internationalen Jahrbuchs für Medienphilosophie widmet sich genau diesem Zusammenhang.
2017 · Band 3

Pathos / Passibilität
- Herausgeber des Bandes:
Jörg Sternagel, Michael Mayer
Menschliche Existenzen konstituieren sich im pathos (πάθος), das heißt im Widerfahrnis, in ethischen und aisthetischen Dimensionen singulärer Beanspruchung und erfahrener Passivität, in sinngebenden Setzungen, wider Erwarten, im (Er-)Leiden, vom Anderen her gedacht. Der Andere setzt sich in seiner Singularität und fordert Priorität: nicht als Bild meines Denkens, sondern in leiblich situierter Differenz. Weil der Mensch immer schon im nicht überwindbaren Unterschied zu einem Anderen steht, ist er in sich selbst nicht erfüllt, sondern begehrend.weiterlesen
2016 · Band 2

Techne/Mechane
- Herausgeber des Bandes:
Dieter Mersch, Michael Mayer
Inhalt▼ Links▼
Die im Zentrum des Bandes stehenden Begriffe von techne und mechane deuten mit Bezug auf eine Philosophie des Technischen einen Gegensatz an. Beide verweisen zwar auf Techniken bzw. technische Artefakte; beide adressieren sie im Griechischen die Kunst bzw. Kunstfertigkeit; und beide verengen sich in ihrer Fortschreibung in den philosophischen Diskursen des Mittelalters und der frühen Neuzeit auf »Werkzeuge« bzw. deren Gebrauch sowie den »Mechanismus« – bis hin zum mechanistischen, d. h. kausalistischen Weltbild. Und dennoch meint die techne schon bei Aristoteles ein Wissen, das vor allem mit der poiesis, dem Schaffen oder Herstellen zu tun hat, während die mechane die Theatermaschinen bezeichnet, die für Illusion und die Effekte der Überwältigung sorgten.
Mit der Opposition von techne und mechane lotet das medienphilosophische Jahrbuch die Möglichkeiten und Grenzen der Technik und des Technischen aus, um deren Spanne zwischen Werken der Kunst und einem unverhohlenen Illusionismus auszuloten.
2015 · Band 1

Einschnitte: Zur Genesis und Geltung medienphilosophischer Reflexionen
- Herausgeber des Bandes:
Dieter Mersch, Michael Mayer
Inhalt▼
Was Medien sind, welche Effekte sie auf das durch sie Hervorgebrachte, Vermittelte oder Dargestellte haben und wie diese Effekte zu beschreiben sind, ist eine der Grundfragen der Medienphilosophie. Eine andere, ebenso grundlegende Frage handelt von den Vokabularien, in denen wir von Medialitäten sprechen, von ihren Genesen und Geltungen, ihren Grenzen und Paradoxien. Medienphilosophie holt so den ausgebliebenen Grundlagendiskurs der Medienwissenschaften nach, fragt nach latenten begrifflichen Vorentscheidungen, nach Paradigmen medientheoretischer Reflexion, nach medialen Epistemologien oder sedimentierten Schichten unbedachter Philosopheme. Das äußerst dynamische Feld der Medienphilosophie bildet so ein kritisches wie produktives Unternehmen, das gleichermaßen in die Kultur- wie Bildwissenschaften, aber auch in die Sprach- oder Technikphilosophie ausgreift.